Moderaton: Andre Zantow Salomonen und China Wie die Pazifik-Staaten profitieren Von Kathrin Erdmann China und die USA wollen ihre Einflussbereiche im Pazifik ausweiten. Besonders im Fokus sind dabei die Inselstaaten. Mit den Salomonen hat China 2022 ein Sicherheitsabkommen geschlossen. Die Regierung von Fidschi dagegen lehnte einen ähnlichen Vorstoß ab. Die kleinen Pazifikländer haben Angst in Konflikte hineingezogen zu werden. Aber sie registrieren auch, dass das Interesse an ihnen wächst, was der eigenen Entwicklung nützen kann, hoffen die Menschen auf den Salomonen.
Drei Jahre Corona (3/4) Fear of Losing New York Auf der Suche nach einer verschwundenen Stadt Von Thomas Reintjes und Matthias Röckl Regie: die Autoren Produktion: Deutschlandfunk/SWR 2021 (Teil 4 am 28.03.2023) Am 16. März 2020 verschwand New York City. COVID-19 hatte die Stadt, die niemals schläft, die sich jeden Tag neu erfindet, lahmgelegt. Über 500.000 kehrten ihrer Stadt den Rücken. Wer es sich leisten konnte, verließ den Big Apple. Der Broadway war geschlossen, hinter den Glasscheiben der kleinen Läden herrschte gespenstische Dunkelheit und Restaurants kämpften ums tägliche Überleben. New York litt unter Herzschmerz. Ohne Besucher kaufte niemand "I Love New York"-T-Shirts, selbst die bedingungslose Liebe der New Yorker zu ihrer Stadt schien in der Krise zu stecken. Während des Lockdowns fanden New Yorker zum ersten Mal in der Geschichte der Stadt ausgiebig Zeit, ihren Lebensstil zu reflektieren. Denn wer den Mythos NYC leben möchte, muss seinen Preis zahlen. Extra lang und hart arbeiten, horrende Lebenshaltungskosten. Es in New York zu schaffen, war nie leicht. Das Coronavirus hat es für viele noch schwerer, für manche unmöglich gemacht. Das Feature gibt einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt der New Yorker mit Geschichten vom täglichen Überleben, von der Angst, die eigene Stadt zu verlieren, und von Ex-New Yorkern, die sich von ihrer Lieblingsstadt getrennt haben. Was sich schon bald abzeichnete: Das New York vor COVID-19 würde es so nicht wieder geben. Die Stadt musste sich neu erfinden. Der Stolz der New Yorker ist unantastbar, glaubten Thomas Reintjes und Matthias Röckl vor der Corona-Krise. Die beiden suchten nach der verlorenen Stadt, den verlorenen Träumen, Existenzen, Sehnsüchten und nach der Hoffnung, dass New York vielleicht doch noch die Kurve kratzt. Das Feature wurde mit dem Radio-Award der RIAS Berlin Kommission 2022 ausgezeichnet. Fear of Losing New York Hören 54:49Hören 54:49
Der Affe läuft Von Ralf Kleinemas NDR 2021 Bernd ist seit über 40 Jahren drogenabhängig. Seinen ersten Drogenkontakt hatte er mit 12. Im Alter von elf Jahren bekommt er von seinem Vater Schlagzeugunterricht geschenkt. Ralf Kleinemas montiert in diesem Feature Gespräche mit Bernd mit musikalischen Fragmenten, die er im Laufe seiner ehrenamtlichen Tätigkeit als "Musikgruppenleiter" bei Malteser Nordlicht Hamburg gesammelt hat. In den Aufnahmen äußern sich drogenabhängige Männer in musikalischer Form. In einem Stehgreifgedicht heißt es: "Die Bösen verstecken sich im Dunkel. Ich verstecke mich im Licht, weil da sieht man mich nicht." Download unter ndr.de/radiokunst, in der NDR Feature Box und in der ARD Audiothek. 20:00 - 20:03 Uhr Nachrichten, Wetter Feature
Rache! Oder: Die Auslotung unserer Abgründe Von Christian Schüle . Gerächt wurde immer, gerecht ist Rache selten. Wer rächt, verschafft sich Heilung und schafft für andere neues Unheil. Der Mensch sinnt auf Rache, aber Rache macht keinen Sinn. Als Ausgleich für Kränkungen kann Rache krankmachen; sie durchdringt das persönliche wie gesellschaftliche Leben seit jeher und bis heute. Eifersucht, Häme, Schadenfreude Racheporno, Brandstiftung, Mord - im Kleinen rächt jeder, sich oder andere. Kulturen basieren auf dem Wechselspiel von Rache und ihrer Verhinderung. Rache formuliert die Matrix weltliterarischer Epen, der biblischen Testamente, ist Stoff für Film, Theater, Oper, den Boulevard und das alltägliche Leben. Sie ist ein hochkomplexes Gefühl zwischen Schuld, Scham und Strafe, ein scheinbar unausrottbarer Trieb, den der Mensch nicht an Recht, Ratio und Großhirn delegieren kann, sie ist die rational geplante Irrationalität in einer durchrationalisierten Funktionsgesellschaft mit gestörter Affektkontrolle. So gut wie alle Anti-ismen, von Antisemitismus bis zu Antigenderismus, sind Erscheinungsformen der Rache. "Bin ich"s, ist"s Gott oder wer sonst, der diesen Arm erhebt?", fragt Kapitän Ahab, Jäger des weißen Wals, seinen Steuermann Starbuck und wirft damit die existentielle Frage jeder Zivilisation auf: Woher kommt der Hass? Aus einer einzigen Szene des genialischen Romans "Moby Dick" von Herman Melville entwirft Christian Schüle eine Phänomenologie der Rache und erzählt von ihren Erscheinungsformen. Am Ende stellt er eine letzte, die entscheidende Frage: "Bleibt uns nur die Moral?"
ding fest machen Nach Aufzeichnungen von Louise Bourgeois Von Ulrike Haage Regie und Komposition: die Autorin Mit Monica Bleibtreu, Judith Engel, Benedicte Savoy und Martin Wuttke Ton: Tritonus Tonstudio Berlin Produktion: BR 2003 Länge: 42"43 In den 1950er-Jahren verlagerte Louise Bourgeois ihr Interesse von der Malerei auf die Bildhauerei. Es gibt kaum ein Material, das die eigenwillige Künstlerin nicht bearbeitet hat: Brot und Spucke, Federn und Tücher, Stahl und Bronze, Marmor und Stein, Latex, Gips, Holz, Klebstoff. An dieser Vielfalt der verwendeten Materialien und der Formensprache orientiert sich die Komponistin Ulrike Haage. In das Hörstück fließen autobiografische und theoretische Texte der Bildhauerin ein, Interviews, Poeme und Klangtexte, die sich mit den zentralen Themen des Lebens der Bourgeois" befassen: der Auseinandersetzung mit dem Vater, mit der Mutter, dem Exorzieren der Vergangenheit und unbewältigten Emotionen. Louise Bourgeois, 1911 in Paris geboren, übersiedelte 1938 in die USA. Während des Zweiten Weltkriegs zählte sie zum Surrealisten-Kreis. 1993 war sie die alleinige Vertreterin der USA auf der Biennale in Venedig, 2002 die älteste Teilnehmerin bei der documenta XI. Sie starb 2010. Ulrike Haage, Komponistin und Pianistin, spielte in Deutschlands erster Frauenbigband "Reichlich Weiblich" und den "Rainbirds". Theaterkompositionen u.a. für Peter Zadek, Hörspielopern mit Andreas Ammer und FM Einheit. Sie schrieb und realisierte Hörspiele wie "Lockbuch" (NDR/Deutschlandfunk 2016), "Geld" (nach Gertrude Stein, Deutschlandfunk 2016), "A Funeral March For the First Cosmonaut" (mit Etel Adnan, Deutschlandfunk Kultur 2019). 2022 wurde sie für ihr Lebenswerk mit dem Günter-Eich-Preis ausgezeichnet. ding fest machen
Rick Rubin: Der Guru unter den Musikproduzent:innen Man erkennt ihn leicht an seinem langen, weissen Bart und daran, dass er meist barfuss unterwegs ist: Den US-Musikproduzenten Rick Rubin. Er sieht nicht nur aus, wie ein Guru, sondern er gilt auch als einer, wenn es um die Produktion von Musik geht.
Raffinesse und Eigensinn Micah Thomas Solo Aufnahme vom 25.1.2023 aus dem Beethoven-Haus Bonn Am Mikrofon: Michael Rüsenberg Micah Thomas ist der Rising Star der New Yorker Jazzszene. Er spielt in mehreren Bands, und für sein erstes Solo Piano-Album hat er von 12 Standards zehn in einer Stunde aufgenommen, allesamt first takes. "Ich bezeichne ihn schon jetzt als jemanden, der sowohl einen einzigartigen Stil als auch das nötige Rüstzeug hat, um einen wichtigen Beitrag zur Welt des Jazzpianos zu leisten." So spricht der renommierte Jazzpianist Fred Hersch über seinen erst 25-jährigen Kollegen Micah Thomas. Frank Kimbrough (1956- 2020), sein Lehrer an der New Yorker Juilliard School, war von Thomas" harmonischem Verständnis so verblüfft, dass er ihm nach eigener Aussage gerne etwas abgeguckt hätte. Ersten Kontakt mit Beethoven hatte Micah Thomas durch die umfangreiche Schallplattensammlung seines Vaters. Die Gelegenheit, am Flügel im Kammermusiksaal des Beethovenhauses in Bonn zu spielen, war daher eine sehr spezifische Herausforderung für den improvisierenden Musiker, der sich von der Idee leiten lässt, "dass alles passieren kann".
Intersektionale Soschwestarität Von Marie Weil Regie: die Autorin Mit: Britta Steffenhagen Ton: Hermann Leppich Produktion: Deutschlandfunk Kultur 2023 Länge: 54"30 (Ursendung) In Genderfragen wird viel gestritten, nicht immer sinnvoll. Die persönliche Recherche einer erregten Debatte führt zu einem eindeutigen Ergebnis: Solidarität ist besser als Konkurrenz! Schwestern, schafft ihr"s, schaffen wir"s? Frauen werden gesellschaftlich diskriminiert - cis Frauen und trans Frauen. Nicht immer ziehen Frauen an einem Strang in ihrem Kämpfen um Gerechtigkeit, aber immer wieder gibt es solidarisches Miteinander. Und was machen die Männer derweil? "Die" Männer - welche "Männer"? Ein feministischer Versuch von geschwisterlichem Stolpern durch"s Gestrüpp von Geschlecht, gesellschaftlicher Ungerechtigkeit und Gerechtigkeit. Marie Weil, geboren 1977 in Berlin. 1997 bis 2002 Arbeit an verschiedenen Theatern, als Regieassistentin, Ausstattungsassistentin und Dramaturgin. 2002-2010 Kunststudium an der Universität der Künste, Berlin, Meisterschülerin. Seit 2015 Arbeit in eigener Keramikwerkstatt. 2019 erster Film: "Küchenpsychologie - über das Verrücken", Premiere auf den Internationalen Hofer Filmtagen. Außerdem seit vielen Jahren Yoga-Übende und -Unterrichtende. Marie Weil lebt und arbeitet in Berlin. Zuletzt für Deutschlandfunk Kultur: "Ganz. Schön. Sterblich." (2021). Feminismus Intersektionale Soschwestarität
Mit Niklas Wandt Vom Exil zurück in die Heimat: Jazz aus Südafrika Nduduzo Makhathini, der junge Pianist, Komponist und Schamane aus Südafrika steht in einer Tradition südafrikanischen Jazz, die sich zu Zeiten der Apartheid vor allem im britischen Exil entwickelt hat. Lokale Musikpraxen der Townships und Dörfer trafen schon in der Musik des Trompeters Hugh Masekela, des Pianisten Abdullah Ibrahim und der Band The Blue Notes ganz wunderbar auf den modernen Jazz etwa John Coltranes - die Musiker der Blue Notes waren im Londoner Exil auch maßgeblich beteiligt an der Entwicklung der freien Improvisation. Aus dieser Band hat leider nur Schlagzeuger Louis Moholo das Ende der Apartheid erlebt - erst damals, ab Mitte der 1990er Jahre, konnte sich der Jazz in Südafrika frei entfalten, bis zur heutigen, lebendigen Szene. Eine Stunde mit aktuellen Aufnahmen, vor allem aber historischen Einspielungen des südafrikanischen Exiljazz der 1960er bis 80er Jahre.